Sächsische Zeitung 15. Februar 2023

Riesas Stahlwerksgelände wächst weiter

Die Stadt Riesa verkauft mehrere Grundstücke an Feralpi. Was hat das Unternehmen damit vor?

Von Stefan Lehmann

Es ist ein eher unscheinbarer Beschluss, den der Riesaer Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung gefasst hat: Grundstücke an vier Stellen in Gröba, zusammen etwas mehr als 10.000 Quadratmeter groß, werden ans Riesaer Stahlwerk verkauft. Rund 207.000 Euro zahlt das Feralpi dafür laut Beschlussvorlage.

Erst im Jahr 2021 hatte sich Feralpi in Riesa vergrößert und eine Lücke mitten im Werksgelände geschlossen. Mit dem Ankauf eines Grundstücks des Gastronomieunternehmens Selle waren erste Vorbedingungen dafür erfüllt, die Verkehrslogistik vor dem Stahlwerk neu zu strukturieren. Auch eins der jetzt gekauften Straßengrundstücke gehört in diese Strategie: Die öffentlich gewidmete Straße rund um die frühere Großküche gehört mit dem Verkauf zum Stahlwerksgelände.

"Inselgrundstücke" verschwinden


"Seitdem wir das Grundstück von Selle übernommen haben, sind wir alleiniger Anrainer", teilt das Unternehmen dazu mit. "Das jetzt gekaufte Areal ist damit essenziell, um die logistischen Abläufe auf dem Werksgelände zu entflechten und letztlich optimieren zu können." Ähnlich hatte sich Werksdirektor Uwe Reinecke kürzlich bei einem Termin mit dem SPD-Abgeordneten Henning Homann geäußert. Der Erwerb dieser letzten "Inselgrundstücke" sei wichtig für das neue Logistikkonzept, das den Lkw-Verkehr auf dem Gelände verbessern soll und am Ende auch eng mit der geplanten Erweiterung des Werks zusammenhängt.

Die übrigen Grundstücke, die Feralpi jetzt erworben hat, scheinen damit auf den ersten Blick nichts zu tun zu haben. Sie liegen teils entlang der Bahnstrecke am ehemaligen Arbonia-Werk, teilweise aber auch auf der anderen Seite des Werkgeländes. An der Haldenstraße hat das Stahlwerk beispielsweise ein Grundstück direkt neben der Wohnbebauung erworben. Warum?

In der Vorlage der Stadt ist in diesem Zusammenhang lediglich von einer Abrundung des Betriebsgeländes und Flächen für Ausgleichsmaßnahmen die Rede. Ähnlich äußert sich das Unternehmen dazu auch auf Nachfrage von Sächsische.de. "Grundstücke, die bis dato 'gefangen' waren, sollen sinnvoll zu dieser Abrundung beitragen."

Als Beispiel führt Feralpi zunächst die Industriestraße an. "Dort steht eine Stützmauer, die seit vielen Jahrzehnten das höhergelegene und durch das alte Stahl- und Walzwerk künstlich aufgeschüttete Gelände stabilisiert", teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Diese Mauer wiederum trägt seit mittlerweile zehn Jahren die Dampftrasse aus dem Stahlwerk Richtung Stadtwerke und Goodyear. Der Ankauf dieser Fläche sei also nur folgerichtig, heißt es von Feralpi.

An der Haldenstraße sieht es ein wenig anders aus: Die dort gekauften Flächen kämen beispielsweise für Lärmschutz oder Begrünung infrage. Der eigentliche Industriebetrieb rückt also nicht näher an die Wohnhäuser heran.