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Pressemitteilung
- 14. April 2008
Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland
Landesverband Sachsen e.V.
Bürger klagen gegen gesundheitsgefährdenden
Dioxinausstoß durch Stahlwerk
in Riesa
Entgegen den offiziellen behördlichen
Aussagen sind in der Vergangenheit sehr
wohl gesundheitsgefährdende Konzentrationen
an Dioxinen durch das Stahlwerk emittiert
worden. Das hat das Anwaltsbüro
Baumann aus Würzburg bereits nach
kurzer Analyse der im Regierungspräsidium
Dresden vorhandenen Unterlagen festgestellt.
So finden sich in den Unterlagen Hinweise,
dass beim Stahlwerksbetrieb ohne Quenche,
einem System zur Abgaskühlung,
bis März 1999 Massenkonzentrationen
an Dioxinen von bis zu 34,3 ng/m³
gemessen wurden. Dieser extrem hohe
Wert entspricht dem 343fachen des zulässigen
Grenzwertes für heutige, moderne
Müllverbrennungsanlagen. Das Stahlwerk
in Riesa wurde bis zum Jahre 1999 offensichtlich
auf dem Niveau einer industriellen Sondermüllverbrennungsanlage
der 60er bis 70er Jahre in der BRD betrieben.
Doch auch der im Jahre
2006 beim Betrieb mit einem System zur
Abgaskühlung gemessene Wert von
0,210 ng/m³ liegt immer noch doppelt
so hoch wie bei einer heute zulässigen
Müllverbrennungsanlage. Dieser
Wert gibt allerdings nur Auskunft über
die gefassten, also die kontrolliert
über Schlote abgegebenen Emissionen.
Hinzugerechnet werden müssen aber
noch die vielen sogenannten diffusen
Emissionsquellen wie beispielsweise
Dachluken oder sonstige Gebäudeöffnungen,
die gerade beim Riesaer Stahlwerk eines
der Hauptprobleme darstellen. Insgesamt
muss daher mit einer Dioxinbelastung
gerechnet werden, die beim 10 bis 50fachen
einer Müllverbrennungsanlage liegt.
Dioxin, bekannt geworden
durch die Katastrophe in Seveso, ist
hochgiftig, erzeugt Krebs und verändert
das Erbgut. Die Behauptung, es habe
nie eine Gefahr für die Gesundheit
der Anwohner bestanden, ist damit schlicht
unzutreffend. Vielmehr besteht die dringende
Besorgnis, dass gerade aufgrund der
extrem hohen Werte in den letzten 13
Jahren in der gesamten Region gesundheitsgefährdende
Bodenbelastungen vorliegen, die so hoch
sind, dass seitens der zuständigen
Behörden über die Anordnung
von Anbauverboten nachzudenken wäre.
Hans-Udo Weiland, Landesvorsitzender
des Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) in Sachsen ist sehr
verwundert, dass entsprechende Ermittlungen
offenbar noch nicht stattgefunden haben.
Hierdurch kann sich möglicherweise
eine Haftung der zuständigen Behörden
unter dem Gesichtspunkt des Umweltschadensrechts
ergeben. Auch liegen uns Statistiken
über Krebserkrankungsraten vor,
die signifikante Häufungen bestimmter
Krebsarten mit steigender Tendenz seit
den 90er Jahren in Riesa dokumentieren.
Bei Rückfragen:
Yvonne Leffler
BAUMANN RECHTSANWÄLTE
Tel. (09 31) 4 60 46 -48
info@baumann-rechtsanwaelte.de
Annastraße 28 • 97072 Würzburg
Hans-Udo Weiland
BUND Sachsen e.V.
Landesvorsitzender
Fon (03423) 60 84 24
weiland@bund-sachsen.de
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